Geschichte

Er ist ein mittelgroßer, kraftvoller, kompakter, harmonischer und gut bemuskelter Hund.Die Knochensubstanz ist mittel bis kräftig, mit einem hohen Maß von Flinkheit, Wachsamkeit und Entschlossenheit. Viele Toller zeigen einen etwas traurigen Ausdruck bis sie an die Arbeit gehen, sodann wechselt ihr Aussehen zu intensiver Konzentration und Erregung.
Er ist aus Kanada aber stammt aus dem schottischen Hochland. Nova Scotia hieß früher Acadia und war französisch besiedeltes Gebiet. Im großen englisch- französischen Krieg wurden die französischen Siedler und Schotten aus dem Hochland, aus Acadia vertrieben.
Sie konnten dort nicht mehr leben, weil die Clan-Herren die intensive Schafzucht einführten und dadurch vielen „Hochländern“ die Existenzgrundlage nahmen. Sie wurden nach Kanada, nach Nova Scotia ausgesiedelt.
Die aus dem Gebiet vertriebenen Franzosen siedelten sich im Süden, in Louisiana (Dixieland) an und prägen bis heute den Charakter dieser Region. Toller haben sie nicht nach Louisiana mitgebracht, weil sie die Rasse nicht kannten. Toller sind erst von den aus Schottland nachrückenden Schotten nach Nova Scotia mitgebracht und als Gebrauchshunde heimisch geworden.

Er wurde gezüchtet, um Wasserwild anzulocken und es zu apportieren. Der Toller rennt, springt und spielt entlang des Uferrandes und kann dabei von einer Entenschar uneingeschränkt beobachtet werden. Manchmal verschwindet er dabei aus der Sicht, um schnell wieder zu erscheinen. Hierbei wird er von dem Jäger aus dessen Versteck unterstützt, der dem Hund kleine Stöcke oder Bälle zuwirft. Diese spielerische Aktion erweckt die Neugier der Enten, die in einiger Entfernung von der Küste schwimmen, diese werden somit in die Reichweite der Flintengeschosse gelockt. Der Toller wird dann zum Apportieren der toten oder angeschossenen Vögel geschickt.

Der Toller wurde erst 1945 als Rasse anerkannt und war 1956 fast ausgestorben. Sechsunddreißig Jahre danach (1981), übernahm ihn die Federation Cynologique Internationale (FCI).

Der Toller ist ein intelligenter „kerniger“, sehr flinker Hund. Er ist fröhlich im Umgang, sehr gelehrig und folgsam. Er steht hoch im Temperament, kann missgestimmt und stur, gefühlvoll und zäh, muffelig, reserviert und anhänglich sein. Er zeigt sehr viel Arbeitsfreude. Diese gegensätzlichen Eigenschaften könnte man unter dem Oberbegriff „schottischer Familiensinn“ zusammenfassen. Er benimmt sich wie ein typischer Schotte. Er hat viel Familiensinn, der Fremden gegenüber kühl verborgen wird. Wer von einem Toller einmal akzeptiert wurde, der gehört dann zu seinem Clan.

Als starker und befähigter Schwimmer ist er ein talentierter und verlässlicher Apportierer zu Wasser und zu Land. Jederzeit bereit schwungvoll zu agieren, sobald auch nur das geringste Anzeichen zur Notwendigkeit des Apportierens gegeben ist. Sein ausgeprägter Apportiersinn und sein Spieltrieb sind die unentbehrlichen Grundlagen für seine Lockfähigkeit . Man kann gut mit ihm zusammenarbeiten. Er ist fröhlich und temperamentvoll und will es recht machen. Er ist dabei recht feinfühlig, anhänglich oder weit schweifend, mal gehorsam, mal übermütig, was von der jeweiligen Situation abhängt. Für seine speziellen Freunde in seinem Clan ist er ein guter Gedankenleser und spiegelt die wechselnden Stimmungen seines Herrn mit verblüffender Anpassungsfähigkeit. Fremden gegenüber ist der Toller eher reserviert und auf Abstand bedacht: stur und uninteressiert. Obwohl er nicht zum beißen neigt, ist er bei seinem angeborenen Mißtrauen ein guter, leicht bellender Wachhund; wenn nötig, wird er mit „schottischer“ Sturheit sein Terrain wirkungsvoll verteidigen.

Das Wichtigste bei der Ausbildung ist Übung und Festigung der Verständigung zwischen Herr und Hund. Aber auch „Herrchen“ kann leicht seine Sturheit zu spüren bekommen, wenn er zu sparsam mit Belohnungen und Liebkosungen ist, wenn er übereilt zu Werke geht und den Hund überfordert. Der Toller kann in einer Atmosphäre gegenseitigen Respekts, Aufmerksamkeit und Zuneigung auf Kommandos arbeiten und ist damit ein echter Retriever. Mache viel mit ihm und er wird viel für Dich tun. Mache nichts mit ihm und er wird nichts machen. Im Zweifel kann jederzeit aber seine schottische Art durchbrechen und er scheint dann zu denken:“Hol Dir Deinen Dummy doch selber“ Der Toller braucht Familienanschluss und ist nicht für den Zwinger geeignet, hier würde er
verkümmern. Er braucht eine unternehmungslustige Familie, viel Bewegung und Beschäftigung.
 

Die Heimat des Tollers „Nova Scotia“

Wohl jedem Tollerbesitzer ist es schon passiert, dass er beim Spaziergang mit seinem Hund von Passanten auf seinen ‚hübschen Mischling‘ angesprochen wurde, begleitet von den unterschiedlichsten Spekulationen, was da wohl mitgemischt hat. Häufig erntet man dann sehr zweifelnde Blicke, wenn man den für nicht Eingeweihte schierunaussprechlichen Namen nennt – die meisten Tollerbesitzer haben das auch aufgegeben und bezeichnen ihren Toller einfach als kanadischen Retriever.
Allerdings wird das dem Toller nicht ganz gerecht, denn diese kleinste der sechs Retrieverrassen ist weit mehr als nur ein Retriever und diese Besonderheit hängt eng mit seiner Herkunft und Geschichte zusammen.

Nova Scotia ist eine Halbinsel vor der Ostküste Kanadas. Bereits früh (17.Jhdt.) in der Geschichte der Neuen Welt wurde die von fast allen Seiten von Meer umgebene Provinz von französischen Auswanderern besiedelt. Im Gegensatz zu der sonst oft blutigen Geschichte der Besiedlung von Amerika, pflegten die europäischen Neuankömmlinge gute Beziehungen zu den ortbeheimateten Mi’kmaq-Indianern. Nova Scotia, inder Sprache der Ureinwohner‚ Maliseet‘, hieß in den fast 200 Jahren unterfranzösischer Herrschaft ‚Acadia‘.Erst als Acadiain seiner wechselhaften Geschichte am Ende des 18.Jahrhunderts an die englische Krone ging, wurde der Name in ‚Nova Scotia Neuschottland‘ umgeändert. Um die neu erworbene Provinz zu einem treuen Mitglied des britischen Empires werden zu lassen und jegliches Aufbegehren der französisch sprechenden Bewohner zu unterdrücken, sollten die Acadier ihr Land verlassen.

Da sie dies nicht freiwillig taten, wurden sie kurzerhand unterunmenschlichen Bedingungen in den Süden der heutigen USA deportiert. Familien wurden auseinandergerissen und mussten ihren gesamten Besitz zurücklassen. Wer konnte, floh in die Wälder und Sümpfe von Nova Scotias Landesinneren oder nach Kanada. Vor allem an den schon länger kultivierten Küstenregionen wurden englische und schottische Einwanderer angesiedelt. Nach dem sich über die Jahre hinweg die Lage nach und nach wieder entspannte, kehrten viele Acadier in ihre kanadische Heimat zurück.

Welche dieser unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen Neuschottlands war es, die als erste den unschätzbaren Wert von Lockhunden entdeckte, die zudem auch noch die passenden Anlagen mitbrachten, die erlegte Beute zu apportieren? Aus alten Erzählungen ist bekannt, dass schon die Mi’kmaq Enten und Gänse in die Nähe des Ufers lockten, in dem sie, versteckt im Uferdickicht, einen Fuchspelz so an Schnüren hin- und herzogen, dass dies die Neugierde der Wasservögel weckte, die immer näher schwammen. Mittelgroße Indianerhunde holten dann die mit Pfeil und Bogen angeschossenen oder getöteten Vögel ans Ufer, wie es viele der bei uns bekannten Jagdhunde auch tun würden. Gehören diese Indianerhunde zu den Vorfahren des Tollers?

Die erste schriftliche Erwähnung von Hunden, die zu den Vorfahren des Tollers zählen könnten, stammt von dem Franzosen Nicholas Denys, der von 1630 – 1670 Acadia bereiste und ein Buch (Nicholas Denys, The Description and Natural History ofthe Coasts of North America, trans. And ed. By W.F. Ganong, the Champlain Society, Toronto, 1908) über seine Eindrücke schrieb. Unter anderem beschrieb er das dort zu beobachtende Verhalten von Füchsen: „Wenn die Füchse sehen, dass sich das Wild nähert, rennen und hüpfen sie; mitten im Sprung erstarren sie plötzlich und legen sich auf den Rücken. Die Wildgans oder Ente nähert sich dabei unablässlich. Wenn sie ganz nahe sind, bewegen die Füchse nichts außer ihrem Schwanz.

Diese Vögel sind so töricht, dass sie in dem Wunsch, nach dem Schwanz zu picken, heran kommen. Die Roten nutzen ihre Chance und gehen nicht fehl, eine zu fangen, die damit für ihre Bemühungen bezahlt.“

Und nun kommt das Interessanteste: „Wir richten unsere Hunde dazu ab, dasselbe zu tun und auch sie bringen das Wild dazu, sich zu nähern. Man begibt sich in einen Hinterhalt an eine Stelle, wo einen das Wild nicht sehen kann. Ist es in guter Schussweite, wird auf es gefeuert und fünf oder sechs davon, manchmal auch mehr werden getötet. In diesem Moment springt der Hund ins Wasser und wird immer weiter und weiter hinaus geschickt; er bringt sie herein und wird dann geschickt, sie eine nach der anderen zu holen.“ Das Einzigartige an dieser Schilderung ist, dass Denys Lockhunde beschreibt, die nach dem Schuss die Beute auch apportieren. Überall sonst wurden für diese zwei Aufgaben unterschiedliche Hunderassen eingesetzt.

Kann es also sein, dass schon die französischen Einwanderer die Lockhunde aus ihrer Heimat mitbrachten und für ihre Bedürfnisse weiter entwickelten? Das ist durchaus möglich, denn im 17.Jahrhundert war der Einsatz von Lockhunden bei der Entenjagd im westlichen Mitteleuropa durchaus üblich. Der einzige europäische Lockhund, der noch heute mit seinem lebhaften, verspielten und sensiblem Wesen seine Besitzer erfreut, ist das holländische Kooikerhondje. Jan Steen, von dem das Gemälde links stammt, bildete sie häufig ab. Und tatsächlich ähnelt dieser rotweiße Hund, dessen Aussehen fast unverändert über Jahrhunderte erhalten blieb,
auffallend dem Toller, so dass viele Tollerkenner es für sehr wahrscheinlich halten, dass er zu den Vorfahren der neuschottländischen Entenlockhunde gehört.

Im 19. Jahrhundert war der gesamte Südwesten Nova Scotias, der die eigentliche Heimat des Tollers darstellt, als „Little River“ bekannt. Fischfang und Jagd waren die wichtigste Einnahmequelle der Bewohner und beinahe jeder war ein Acadier. Erst später, weit im 20.Jahrhundert, entstanden daraus 4 Gemeinden: Melbourne, Little River, Little River Harbour und Comeau’s Hill.

In einem Artikel in Outdoor Atlantic (Nov 1979) drückt Bill Sutherland seine Meinung aus, dass die Topographie dieser Gegend ein wichtiger Grund war für die Bedeutung der Tollers für seine Bewohner und für seine Entstehung genau in diesem Teil von Nova Scotia. Diese südwestlichen Siedlungen der Acadier lagen in einem rauhen Land, das felsig, dicht bewaldet und den stetig wechselnden Launen des Atlantiks ausgesetzt war. Durch die Vielzahl von Süßwasserseen bestehen optimale Bedingungen für Wasservögel, die zu Tausenden auch heute noch hier überwintern.

Der Little River Hund, wie der Toller damals noch hieß, wurde seiner Meinung nach deshalb entwickelt, weil er einfach überlebensnotwendig war. Man brauchte einen ausgezeichneten Retriever, der den starken Gezeiten und den kalten, rauhen Gewässern dieser Gegend widerstehen konnte und außerdem das Wild in bequeme Schussweite der Musketen bringen konnte, so dass mit einem minimalen Einsatz von Munition maximale Beute gemacht werden konnte.

Sicher wurden bei der Entwicklung des Tollers die unterschiedlichsten Rassen eingekreuzt, die den Bewohnern Nova Scotias geeignet erschienen, positive Eigenschaften beizusteuern oder eben zufällig da waren. So zeigen einige heutige Toller eindeutig Hüteverhalten, das ein Erbe der Old Farm Collies, Verwandten von Australian Sheperd und Border Collie, sein könnte.

Vermutlich haben auch Bretonische Vorstehhunde (Epagneul Breton), Welsh Springer Spaniel und der inzwischen ausgestorbene Red Decoy Dog, ein Lockhund aus England, eine Rolle bei der Entstehung des Tollers gespielt. Weiterer Vorfahren könnten der Wavy Coated Retriever, ein Vorfahr von Flat Coated und Golden Retriever, sowie frühe Labrador Retriever sein.

Der kanadische Tollerliebhaber David Wood, der jahrelang versuchte, die Geschichte und Herkunft dieser einzigartigen Hunde Nova Scotias zu ergründen, war der Meinung, dass „sie seit mehr als 300 Jahren ein Teil dieser Provinz sind, auch wenn sie häufig als eine Rasse beschrieben werden, die in den sechziger Jahren des 19.Jahrhundert aus Hunderassen entwickelt wurde, die mit größter Wahrscheinlichkeit erst nach dem Toller auftauchten.“
Weiter meint er: „Diese Geschichte wurde von einem örtlichen Züchter verbreitet, der das Gefühl hatte, dass es dem Lock- und Apportierhund eine Geschichte gab und dass diese besser wäre als gar keine. Leute jedoch wie Avery Nickerson, Col.Cyril Colwell und Nicolas Denys waren sich sicher, dass es sie hier so lange wie die Acadier gab.“

Autor: Silke Sandberg

* Der Text basiert auf den Büchern „The Nova Scotia Duck Tolling Retriever von Alison Strang und Gail MacMillan und „A Breed Apart“ von Gail MacMillan.

Die kanadischen Rotpelze erobern Europa

In Deutschland wächst der Bekanntheitsgrad und die Popularität des kleinen Retrievers mit dem langen Namen erst seit den letzten 4-5 Jahren. In den skandinavischen Ländern ist das allerdings ganz anders. Schon vor über 20 Jahren war es Nete Wunsch, die durch einen Artikel auf den Toller aufmerksam wurde. Nachdem sie zusammen mit Finn Lange durch einen kanadischen Showrichter an zusätzliche Informationen gelangen konnte und zu mehreren Züchtern Kontakt aufgenommen hatte, war im Sommer 1982 der große Tag gekommen – zwei Hündinnen (Westerlea’s Red Tilly und Westerlea’s Lucky Toller) wurden von ihrer Züchterin Alison Strang auf den langen Weg von Vancouver nach Kopenhagen geschickt.

ca. 1630 erste Erwähnung der Entenlockhunde Acadiens
1918 Beschreibung der Entenjagd mit Tolling Retrievern in Fachzeitschrift
1945 Anerkennung als Rasse durch den CKC
1981Anerkennung durch die FCI
1982 erste Toller in Europa
1992 erste Toller in BRD
1996 erster deutscher Tollerwurf

Bald darauf erschien ein Artikel über die beiden Hunde sowohl in der Clubzeitschrift ‚Hunden‘ des Dänischen Zuchtverbandes als auch im schwedischen Gegenstück ‚Hundsport‘. Von da an war der Erfolg der quirligen Rotpelze nicht mehr aufzuhalten. Schon im Oktober 1984 konnte der erste europäische Wurf unter dem Zwingernamen, Tueholt Red‘ registriert werden. Tilly war mit Westerlea’s Brass Toller verpaart worden, der Anfang 1983 importiert worden war.
Schon 1982 war der Toller als Rassehhund von der FCI anerkannt worden, so dass es nicht lange dauerte, bis die ersten Championtitel verteilt wurden.

Der Einfluss der frühen Toller in Europa ist ausgesprochen groß und so ist auch Coaster (Westerlea’s Coast to Coast), der 1985 ursprünglich für nur ein Jahr zu Nete Wunsch geschickt worden war, in sehr vielen Stammbäumen europäischer Toller zu finden. In Netes zweiten Wurf (März 1985) kam Tueholt Red Bright Flower zur Welt.

Mit ihr begründeten Frede und Jonna Hansen ihre Zucht (Bright Flower’s). Toller, die dort geboren wurden, wurden nach Holland, Österreich und Finnland exportiert und waren dort der Beginn erfolgreicher Zuchten. Durch die Hansens wurden auch Kurt und Ann-Marie Henriksen mit dem kanadischen Retriever bekannt gemacht. Ihre Zucht (Shaggy Toller’s) dürfte in Mitteleuropa zu einem der einflussreichsten Zuchtstätten zählen.

Bald nach Nete Wunschs Artikel über den Toller kamen die ersten Toller nach Schweden und es dauerte nicht allzu lange, bis die heute in Tollerkreisen sehr bekannten und noch aktiv am Zuchtgeschehen teilnehmenden Zuchtstätten ‚Flyingtoller’s‘ (Ingegerd Nordstrom und Tore Olsson), ‚FoBi Toller’s‘ (Birgit und Folke Fantenberg) und ‚Kanadickens‘ (Kjell und Lena Berghed) entstanden. In kurzer Zeit fand der Toller ausgesprochen viele Liebhaber in Schweden, so dass heute 3000 – 4000 Toller dort leben und der 1986 gegründete Schwedische Tollerclub der mitgliederstärkste (derzeit 1200 Mitglieder) Zuchtverein weltweit für Toller ist. Jährlich im Sommer wird in Schweden eine Spezialveranstaltung (Toller Specialen) abgehalten, bei der Tollerbesitzer in den verschiedensten Bereichen die Leistungen ihrer Hunde vergleichen können. Mehrere Hundert Toller vor allem aus den skandinavischen Ländern, aber auch viele aus dem Rest Europas, konkurrieren bei Agility-, Obedience- und jagdlichen Wettbewerben sowie im Showbereich gegeneinander. Der Höhepunkt der Veranstaltung ist die Verleihung des Titels ‚Tollarmästare‘ an den besten Toller in Show und jagdlicher Arbeit.

Verfolgt man die Stammbäume heutiger Toller nur wenige Generationen zurück, so gelangt man sehr schnell zum Beginn der Rasse. Ein einmaliges Hilfsmittel dafür ist der Tollerbrowser. Das ist eine im Internet offen zugängliche Datensammlung so gut wie aller jemals registrierten Toller.

Von vielen diesen Hunden sind Bilder eingebunden, so dass man auch einen Überblick über das unterschiedliche Aussehen verschiedener Linien bekommt.

Tollerzucht in Deutschland

Der offiziell erste deutsche Toller, Ronny Luwin v.d. Echtinger Grift, wurde 1992 aus den Niederlanden importiert und beim DRC (Deutscher Retriever Club) unter der Nummer DRC T-92-0001 registriert.

Er stammt aus der Zucht von Engelinus Bos. Seine Eltern waren der für die europäische Tollerzucht sehr einflussreiche Rüde Collier´s Ontario Good Luck (Lucky) und die Hündin Ardunacres Winnie of the West (Winnie), mit denen die Zuchtstätte „van de Echtinger Grift“ in den Niederlanden begründet wurde (Bilder).

Der erste deutsche Wurf kam dann am 19.07.1996 unter dem Namen „of Oskeola“ (Sven Schneider) zur Welt. Die Mutter dieses Wurfes ist Sandy Winch v.d. Echtinger Grift (V: Bright Flower´s Champ /M:Ardunacres Winnie of the West), die mit Lucky verpaart wurde.

Knapp einen Monat später erblickte der erste Wurf von Doris und Thomas Hoffmann das Licht der Welt. Ihre Stammhündin Ralexa of Great Pleasure (Alexa) ist eine Tochter von Lucky, der mit der in England gezogenen Hündin Lyonhouse Arbella Stuart (Bella, im Besitz von Els van de Langenberg) verpaart wurde. Wie Lucky ist auch Bella in sehr vielen Stammbäumen europäischer Toller zu finden. Vater des ersten Lech-Toller Nest-Wurfes war der aus Kanada nach Finnland importierte Rüde Westerlea´s Kitimat Mox. Aus diesem Wurf behielten sie die Hündin Alison vom Lech-Toller Nest (Yüksi), die inzwischen jagdlich geführt wird und erfolgreich verschiedene jagdliche Prüfungen abgelegt hat. Auch sie wird in der Zucht eingesetzt.

Noch im selben Jahr begründete Sylvia Sponholz ihre Tollerzucht („of Redpine“) mit der aus Dänemark stammenden Hündin Bright Flower´s Here I Am. Vater ihres ersten Tollerwurfes war der englische Rüde Decoyman´s Piper Hemstead (Ross) von Els van de Langenberg („of Great Pleasure“).

Im darauffolgenden Jahr trat Dr. Schwieters in das Tollerzuchtgeschehen ein. Er verpaarte seine Hündin Tilla Utsar v.d. Echtinger Grift mit Ross von Els v.d. Langenberg. Die Welpen erhielten den Zwingernamen „The Tolling Hunter“. Auch er behielt eine Hündin aus seinem ersten Wurf (Antigonish Girl The Tolling Hunter), die später auch zur Zucht eingetzt wurde.

Nach und nach fand so der Toller auch in Deutschland immer mehr Freunde, so dass inzwischen im DRC regelmäßig Würfe bei verschiedenen Züchter fallen.

Autor: Silke Sandberg

Anfänge der Zucht

Über lange Zeit war der Toller eines der am besten gehüteten Geheimnisse seiner kanadischen Heimat. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschien eine Reihe von Artikeln über die Jagd mit dem Little River Duck Dog, wie der Toller damals noch genannt wurde. Autor war der mehrmals zum Hohen Sheriff von Digby County (Nova Scotia) gewählte Harry Smith. Der anerkannte Ornithologe, begeisterte Lachsfischer und Jäger war fasziniert von den Fähigkeiten und Eigenarten der roten Lockhunde seiner Heimat. Deshalb bemühte er sich über Jahrzehnte darum, die Entwicklung der Rasse durch Wort und Tat zu fördern. Seine Zuchtversuche gab er jedoch nach ein paar Jahren wieder auf, da entgegen seinen Erwartungen Käufer aus dem Ausland ausblieben. Trotzdem ist es sein Verdienst, der Erste gewesen zu sein, der versuchte, wahrheitsgemäß und trotzdem mit einem Flair des Geheimnisvollen über Nova Scotias Retriever zu berichten und ihn so einem größeren Publikum bekannt zu machen.

Der nächste Meilenstein in der Geschichte des Tollers ist unlösbar mit Colonel Cyril Colwell verbunden. Als junger Mann sah er seinen ersten Toller und war fortan so fasziniert von der Rasse, dass er in den nächsten 40 Jahren einen Teil seines Lebens den Retrievern seiner Heimat Nova Scotia widmete. Über viele Jahre hinweg war er bemüht, immer besser Hunde zu züchten und führte genaue Aufzeichnungen darüber. Er liebte seine Hunde und wollte anderen zeigen, wie wunderbar sie sind. Darüber hinausgehend war es sein Ziel, mehr über den Ursprung der Rasse zu erfahren und schließlich die Anerkennung des Tollers als Rassehund durch den Canadian Kennel Club (CKC) zu erlangen.

1945 wurden seine unermüdlichen Bemühungen belohnt – in einem Brief vom 21. März informierte ihn der Sekretär des CKC (Canadian Kennel Club), „dass nach Durchsicht der eingesandten Unterlagen die Rasse ‚Tolling Retriever‘ der Liste der vom Canadian Kennel Club anerkannten Rassen hinzugefügt wird“. Es kam zur Registrierung der ersten 15 Nova Scotia Duck Tolling Retriever – aus dem kleinen, roten Jagdgehilfen der Acadier war ein anerkannter Rassehund geworden.
Allerdings führten genetische Probleme in der Zucht von Col. Colwell dazu, dass er seine Zuchttiere auf nur zwei Hunde reduzierte und keine weiteren Toller zwischen 1945 und 1960 registrieren ließ.

Die heutige Erfolgsgeschichte des Tollers begann mit der erneuten Registrierung von Tolling Retrievern Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre des 20.Jahrhunderts und ist auf’s Engste mit Hettie Bidewell’s Chin-Peek-Zucht und der Geschichte von Avery und Erna Nickersons Harbourlight Kennels verknüpft. Hettie Bidewell hatte im Dezember 1951 einen Artikel über die Toller von Familie Armstrong aus Bellneck im Time Magazine gelesen und daraufhin mit zwei Hunden von dort, Flip und Lady, ihre Zucht begonnen.

Nachfahren dieser Hunde waren die ersten Toller, die nach Col. Colwells berühmten 15 Tollern registriert wurden. Viele Chin-Peek-Toller waren klein und von heller Farbe oder Buff, häufig mit übermäßig viel Weiß. Aber ein Großteil der Hunde hatte eine gute Knochenstärke und war von korrekter Größe, Typ und Farbe.

Avery und Erna Nickersons Zucht begann mit Tollern, die sie von Züchtern in Comeau’s Hill und Little River Harbour im Süden Nova Scotias kauften. Zuerst fiel bei ihnen nur hin und wieder ein Wurf für den eigenen Bedarf als Helfer bei der Jagd. Aber in den frühen Sechzigern beschlossen die beiden, sich um eine Registrierung für ihre Hunde zu bemühen. Ihre erste registrierte Hündin war Cindy (Harbourlight’s Autumn Cinderella) und Champ (Gem of Green Meadows) ihr erster registrierter Zuchtrüde. Diese beiden Hunde sollten die berühmte Harbourlight’s-Zucht begründen.

Die Nickersons entwickelten Toller, die hübsch, beherzt und intelligent waren und aufgrund der Leidenschaft von Avery für die Entenjagd auch ausgezeichnete jagdliche Eigenschaften besaßen. Ihr Ziel war ein kleiner, kompakter und kräftiger Hund mit weißen Markierungen an Gesicht, Brust, Pfoten und Schwanz. Allerdings waren die Harbourlight-Toller, die in ihrer Größe dem Standard von 1945 entsprachen, häufig größer als die im Landesinneren an Seen oder kleinen Flüssen beheimatete kleinere Varietät.

Eine weitere Zuchtlinie, die später in die Harbourlight-Zucht mit einfloss, entstand in Eldon Paces Zwinger ‚Schubendorf‘ in Shubenacadie (Nova Scotia). Er hatte die Hündin Goldie (Gem of Green Meadows x Harbourlight’s Autumn Cinderella) von seinem Freund Avery Nickerson gekauft und den Rüden Major (Major of Schubendorf) von einem anderen Züchter in Yarmouth. Wie Avery nahm er viele Mühen auf sich, seine Hunde beim CKC registrieren zu lassen.

Er tauschte auch Hunde mit Hettie Bidewell aus, und die später als Chin-Peek-Schubendorf-Linie bezeichneten Hunde zeichneten sich durch ein angenehmes Temperament aus und dadurch, dass sie leicht auszubilden waren. Sein Ziel waren kleine, fuchsartige Hunde von ca. 20 kg und er war der Meinung, dass derjenige, der einen größeren Hund haben wolle, sich einen Labrador, Chesapeake Bay oder Golden Retriever anschaffen solle.

Verfolgt man die Stammbäume aller heute lebenden Toller bis zu den Anfängen der offiziellen Tollerzucht zurück, wird man erstaunt feststellen können, dass man innnerhalb von nur wenigen Generationen bei diesen ersten Tollern anlangt. An der Entstehung der Rasse waren somit nur folgende 5 Hunde beteiligt:

Bidewell’s Flip
Bidewell’s Lady
Gem of Green Meadows
Autumn Cinderella
Major of Schubendorf

Seit dem Ende der 60er Jahren kam es in Kanada zu einem raschen Wachstum der Tollerpopulation und im Juni 1974 erfolgte die Gründung des kanadischen Tollerclubs (NSDTR Club of Canada). Tollerliebhaber entdeckten schnell, dass die apportierenden Lockhunde noch viel mehr zu bieten hatten als ihre Fähigkeiten als Helfer bei der Entenjagd. Ob im Obedience, Agility oder Flyball – in all diesen Hundesportbereichen konnten Toller ihre gute Ausbildbarkeit, Intelligenz und ihren Arbeitswillen beweisen und es dauerte nicht lange, bis die ersten Championtitel an Toller vergeben werden konnten. Große Erfolge, wie z.B. Best-in-Show-Titel, konnten auch im Ausstellungswesen verzeichnet werden. Trotzdem legte damals wie heute ein Großteil der kanadischen Züchter viel Wert auf den Erhalt der jagdlichen Fähigkeiten in ihren Zuchtlinien, was viele bestandene jagdliche Prüfungen bis in die höchsten Klassen beweisen.

Artikel von HAP Smith (John Norris Website)

Autor: Silke Sandberg
* Der Text basiert auf den Büchern „The Nova Scotia Duck Tolling Retriever“ von Alison Strang und Gail MacMillan und „A Breed Apart“ von Gail MacMillan.